Direkte Rede innerhalb der indirekten Rede

Frage

Wenn ich den Satz:

An einer Mauer liest man: ,,Geld macht böse”.

in die indirekte Rede setzen muss, würde dieser dann wie folgt lauten?

 Sie haben gesagt, an einer Mauer läse man: „Geld mache böse.“

Liege ich richtig?

Antwort

Sehr geehrter Herr S.,

es geht hier um ein Zitat innerhalb einer indirekten Rede. Der Ausgangssatz enthält ein Zitat in direkter Rede, nämlich einen Spruch an einer Mauer:

An einer Mauer liest man: ,,Geld macht böse.“

Wenn Sie diesen ganzen Satz in indirekte Rede umwandeln, haben Sie zwei Möglichkeiten. Sie können den Spruch in der direkten Rede lassen:

Sie haben gesagt, an einer Mauer lese man: „Geld macht böse.“

Sie können den Spruch aber ebenfalls in die indirekte Rede umwandeln. Anführungszeichen werden dann nicht gesetzt:

Sie haben gesagt, dass man an einer Mauer lese, Geld mache böse.

Weitere Beispiele:

Sie sagten, an der Mauer stehe: „Manches ist zu schön, um wahr zu sein.“
Sie sagten, an der Mauer stehe, manches sei zu schön, um wahr zu sein.

Er erzählte, er habe gelesen: „Wer nicht genießt, wird ungenießbar.“
Er erzählte, er habe gelesen, wer nicht genieße, werde ungenießbar.

Sie lachte, sie habe irgendwo gelesen: „Der Kreis ist eine geometrische Figur, bei der an allen Ecken gespart wurde.“
Sie lachte, sie habe irgendwo gelesen, der Kreis sei eine geometrische Figur, bei der an allen Ecken gespart worden sei.

Wie die Beispiele zeigen, kann von indirekter Rede abhängige Rede sowohl direkt als auch indirekt wiedergegeben werden.

Die Beispiele zeigen weiter, dass der indirekten Rede gewisse Grenzen gesetzt sind. Prägnante Sprüche sollten nämlich besser in direkter Rede belassen werden, weil sie in der indirekten Rede vieles an Deutlichkeit, Witz und Prägnanz verlieren. Dies gilt noch mehr, wenn kompliziertere Konjunktivkonstruktionen das Verständnis erschweren, wie der Spruch im Original genau lautet. Zum Beispiel:

Ich habe gelesen, manche würden sogar gegen Mauern anrennen, wo gar keine seien.
Auf der Mauer stand, alle wollten zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß.

Viel deutlicher ist es, wenn man den Spruch im Original belässt:

Ich habe gelesen: „Manche rennen sogar gegen Mauern an, wo gar keine sind.“
Auf der Mauer stand: „Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß.“

Dies gilt erst recht, wenn ein solcher Spruch in der ersten oder zweiten Person verfasst ist. Da man den Urheber oder die Urheberin in der Regel nicht kennt, ist es kaum oder nicht möglich, die indirekte Rede zu verwenden:

Wir sind zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen

Währen man beim diesem Spruch notfalls noch das sie der dritten Person Plural verwenden kann (Dort stand, sie seien zu allem fähig …), lassen sich ein ich und ein du eines Graffiti-Spruchs nicht in die indirekte Rede umwandeln.

Ohne mich kann ich nicht leben
So blöd wie du bin ich schon lange
STEFFI, ICH LIEBE DICH

Versuchen Sie gar nicht erst, diese Sprüche in indirekter Rede wiederzugeben!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

 

2 Gedanken zu „Direkte Rede innerhalb der indirekten Rede“

  1. Oha, hier war der Fehlerteufel aber ungewöhnlich aktiv:
    “Sie können [den] Spruch aber ebenfalls in die indirekte Rede umwandeln.”
    „Manches ist zu schön[,] um wahr zu sein.“
    „Der Kreis ist eine geometrische Figur[,] bei der an allen Ecken gespart wurde.“
    “Die Beispiele zweigen (sic) weiter, […]”
    Wobei das, was an Mauern oder irgendwo steht, natürlich nicht immer orthografisch korrekt sein muss. 😉

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