Wer weiß/wusste, wozu er imstande ist/war?

Frage

Ich möchte in einem Text in der personalen Perspektive die Gedanken einer Figur aufschreibe und ausdrücken, dass sie sich fragt: „Wer weiß, wozu er imstande ist?“ Im Präsens ist das ja ganz einfach, aber im Präteritum? „ Wer weiß, wozu er imstande war“, geht das? Ich habe noch nie gelesen „Wer wusste, wozu er imstande war“.

Antwort

Guten Tag Frau W.,

die Formulierung „Wer wusste, wozu er imstande war?“ ist korrektes und gebräuchliches Deutsch:

Sei fragt sich, wer weiß, wozu er imstande ist?
Sie fragte sich, wer wusste, wozu er imstande war?

Wer weiß, wozu sie fähig ist?
Wer wusste, wozu sie fähig war?

Wer wusste, wozu es gut sein konnte?

Wer wusste schon, wozu es gut war?

Bei Gegenwartsbezug, also wenn das Imstandesein auch im Sprechzeitpunkt noch gilt, ist auch das Präsens möglich:

Wer wusste, wozu er imstande ist.
(vgl. Wer wusste [damals], wozu er [auch heute noch] imstande ist.)

Auch die folgende Formulierung ist möglich. Damit wird aber gesagt, dass man sich heute fragt, wozu er früher imstande war:

Wer weiß, wozu er imstande war.
(vgl. Wer weiß [heute], wozu er [damals] imstande war.)

Wirklich feste Regeln zum Tempusgebrauch gibt es im Deutschen übrigens nicht. Deshalb kommen – auch im Standarddeutschen – weitere Formulierungsarten vor.

Sie zweifeln vielleicht, weil  Sie dieses wer weiß als rein formelhafte Verstärkung eines Zweifels verstehen und wusste deshalb für Sie nicht richtig passen will. Dann können Sie auch erwägen, schon einzufügen oder bei der direkten Rede zu bleiben:

Wer wusste schon, wozu er imstande war.
Sie fragte sich: „Wer weiß, wozu er imstande ist?“

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Heißt es „etwas, was“ oder „etwas, das“?

Frage

Ich beziehe mich auf die Diskussion über etwas das/was in diesem Blogartikel. Vor Jahrzehnten hatte ich fast schon Streit darüber mit einem meiner Übersetzer. — In meiner kleinen Welt (bin Autor) ist das eine Relativkonstruktion, daher nehme ich mir heraus, das Relativpronomen zu verwenden. Das kann doch so falsch nicht sein. Was sagen Sie?

Antwort

Guten Tag Herr L.,

Sie machen nichts falsch, ob Sie nun das Relativpronomen das oder das Relativpronomen was verwenden (hier ist beides ein Relativpronomen). Wie im zitierten Artikel steht, gilt sowohl etwas, was als auch etwas, das als korrekt – dies auch standardsprachlich.

Das ist etwas, was ich nicht verstehe.
Das ist etwas, das ich nicht verstehe.

Gemäß der „Grammatikregel“ steht das Relativpronomen was nach sächlichen Demonstrativ- und Indefinitpronomen wie zum Beispiel das, dasjenige, dasselbe; alles, einiges, nichts, vieles, manches, weniges, etwas u. a.

Das, was du hier siehst …
Ihr habt alles, was man sich nur wünschen kann.
Es gibt einiges, was ich nicht verstehe.
Du sagst dasselbe, was du gestern schon behauptet hast.

Das gilt im Prinzip auch für das Indefinitpronomen etwas. Hier wird dennoch häufig das verwendet. Dies geschieht unter anderem aus stilistischen Gründen, weil dadurch die Wiederholung von was verhindert wird:

Das ist etwas, was nicht alle akzeptieren.
Das ist etwas, das nicht alle akzeptieren.

Wer es strengen Grammatikerinnen recht machen will, nimmt etwas, was. Wer es strengen Stilisten recht machen will, wählt etwas, das. Alle anderen nehmen das, was ihnen besser gefällt. Es geht hier also nicht um etwas, was oder das zu Streit führen sollte.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Gedankenstrich ist nicht gleich Gedankenstrich

Frage

Wie wird im folgenden Satz das finite Verb korrekt konjugiert (man beachte den Gedankenstrich)?

Umso wichtiger ist/sind eine gute Zusammenarbeit – und eine vertrauensvolle Basis.

In diesem Fall komme ich trotz Recherche in Fachliteratur nicht voran.

Antwort

Guten Tag Herr B.,

die Verunsicherung entsteht tatsächlich durch den Gedankenstrich, der mehr als nur eine Funktion und Bedeutung haben kann. Ohne Gedankenstrich sollte das Verb im Plural stehen:

Umso wichtiger sind eine gute Zusammenarbeit und eine vertrauensvolle Basis.

Mit dem Gedankenstrich vor und kann das Verb in diesem Satz im Plural oder im Singular stehen, je nachdem welche Bedeutung und wie viel Gewicht man dem Gedankenstrich zumisst. Zum Beispiel:

Wenn der Gedankenstrich eine (einfache, effektvolle oder dramatische) Pause angibt, steht er sozusagen innerhalb der Satzstruktur, die danach weitergeführt wird. Das Verb steht entsprechend weiterhin im Plural:

Umso wichtiger sind eine gute Zusammenarbeit – und eine vertrauensvolle Basis.

Wenn der Gedankenstrich angibt, dass ein Nachtrag folgt (zum Beispiel so etwas wie ach ja, und …), kann das Verb auch im Singular stehen. Wählt man den Singular, wird die Satzstruktur nach Zusammenarbeit abgeschlossen. Danach folgt eine Ergänzung, die man, wenn man so will, als unvollständigen Satz interpretieren kann:

Umso wichtiger ist eine gute Zusammenarbeit – und eine vertrauensvolle Basis.

Mit dem Singular ist der Unterbruch, den der Gedankenstrich angibt, anders und stärker als mit dem Plural. An Ihnen die Wahl, was besser passt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Imperativ oder Konjunktiv in „Seien Sie ruhig!“?

Frage

Eine Frage beschäftigt mich schon seit längerem und ich würde mich freuen, wenn Sie sie mir beantworten würden.

Seien Sie versichert, dass ich alles Mögliche tun werde, damit Sie die Lieferung sobald wie möglich erhalten.
Seien Sie ruhig!

Stehen diese Sätze im Imperativ oder im Konjunktiv I? Und wie kann man jemandem erklären, dass diese Sätze entweder im Imperativ oder Konjunktiv I stehen. Wie erkennt man das?

Antwort

Guten Tag Frau F.,

die Befehlsform der Höflichkeitsform ist ein typischer Fall, in dem zwischen der Form und der Funktion unterschieden werden muss. Das kann auf den ersten Blick ein bisschen verwirrend sein, aber es lässt sich einfach erklären:

Den eigentlichen Imperativ als Verbform gibt es nur in der 2. Person Singular (sei!, nimm!, hilf!) und in der 2. Person Plural (seid!, nehmt!, helft!). Für die Höflichkeitsform verwenden wir eine Ersatzform: Man bildet die Befehlsform mit dem Konjunktiv I und nachgestelltem Sie (seien Sie!, nehmen Sie!, helfen Sie!).

In Seien Sie versichert und Seien Sie ruhig! steht ein Konjunktiv I, der die Funktion des Imperativs übernimmt:

Form: Konjunktiv I
Funktion: Befehlsform

Befehle und Aufforderungen in der Höflichkeitsform werden also mit dem Konjunktiv I gebildet. Das ist übrigens nur beim Verb sein sichtbar. Bei den anderen Verben sind der Konjunktiv I und der Indikativ identisch:

Haben Sie keine Angst!
Geben Sie mir bitte rechtzeitig Bescheid.
Fahren Sie vorsichtig und kommen Sie gut an!

Siehe auch diese Angaben in der LEO-Grammatik.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Substantivierte Partizipien und ihre Ergänzungen: Warum das letztlich Kommende nicht das letztliche Kommende ist

Frage

Warum erhält im folgenden Fall das substantivierte Partizip kein Adjektiv, sondern ein Adverb als Bestimmungswort?

Das letztlich Kommende wird furchtbar sein.

Antwort

Guten Tag Herr M.,

wenn Partizipien adjektivisch oder substantivisch verwendet werden, haben sie die gleichen Erweiterungen wie das zugrundeliegende Verb. Sie haben also eine andere Erweiterungsstruktur als „gewöhnliche“ Adjektive und Substantive.

Hier ein paar Beispiele mit jeweils dem Verb, dem adjektivisch verwendeten Partizip und dem substantivierten Partizip:

den Verkehr hindern
den Verkehr hindernde Straßenarbeiten
etwas den Verkehr Hinderndes

dir etwas versprechen
die dir versprochenen Dinge
das dir Versprochene

auf den Bus warten
die auf den Bus wartenden Leute
die auf den Bus Wartenden

zu Hause arbeiten
die zu Hause arbeitenden Angestellten
die zu Hause Arbeitenden

neu gründen
der neu gegründete Verein
das neu Gegründete

zusammen aufwachsen
die zusammen aufwachsenden Kinder
die zusammen Aufwachsenden

Das gilt auch für das Beispiel in Ihrer Frage:

letztlich kommen
die letztlich kommenden Dinge
das letztlich Kommende

Vgl. hierzu die Angaben auf dieser Seite in der LEO-Grammatik.

Bei substantivierten Partizipien ist es häufig auch möglich, wie bei gewöhnlichen Substantiven ein attributives Adjektiv zu verwenden. Die Bedeutung ist dann aber leicht bis erheblich anders:

das neu Gegründetete = das, was neu gegründet wurde
das neue Gegründete = das Gegründete, das neu ist

das viel Gekaufte = das, was viel gekauft wird/wurde
das viele Gekaufte = die große Menge an Gekauftem

das endlich Kommende = das, was endlich kommt
das endliche Kommende = das Kommende, das endlich ist

Bei das letztlich Kommende ist dies deshalb nicht möglich, weil letztlich nur als Adverb und nicht als Adjektiv verwendet wird.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wenn auch „alles“ passt: Und es waren alles/alle harte Taler

Frage

Ich stehe auf dem Schlauch bei einem Satz aus einem Übungsbuch:

Da fielen auf einmal die hellen Sterne vom Himmel und es waren alles harte Taler.

Hier ist „alles“ richtig, aber ich kann nicht erklären, warum es nicht „alle“ heißen muss, denn eigentlich sind es ja „alle Sterne, die sich in Taler verwandelt haben“. Mir hat jemand diese Frage gestellt […]

Antwort

Guten Tag Frau I.,

der sächliche Singular alles kann sich in Verbindung mit dem Verb sein (in Kopulasätzen) nicht nur auf ein sächliches Substantiv im Singular beziehen, sondern auch allgemeiner auf etwas, eine Gruppe usw. von gleich welchem Genus und Numerus. Das ist auch in Ihrem Beispielsatz der Fall:

Und es waren alle harte Taler.
Und alle waren harte Taler.
(= Alle gefallenen Sterne waren harte Taler)

Und es waren alles harte Taler.
Und alles waren harte Taler.
(ungefähr: Die Gesamtheit der gefallenen Sterne waren harte Taler)

Die Umschreibungen sind nicht sehr aussagekräftig und entsprechend auch nicht sehr hilfreich bei der Unterscheidung zwischen alle und alles. Am besten beschränken Sie sich bei der Erklärung darauf, dass die sächliche Form sich in Fällen wie diesen auch auf nicht Sächliches und nicht im Singular Stehendes beziehen kann. Weitere Beispiele:

Wir sind alles Menschen.
Es waren über hundert Personen und fast alles (waren) Deutsche.
Es waren alles schöne Geschäfte, die wir besucht haben.

Dies gilt übrigens auch für beides:

Zwei Sterne fielen vom Himmel und es waren beides harte Taler.
Wie sind beides Thüringer.
Die Corona-Pandemie und die Klimakrise sind beides globale Erscheinungen.

In den meisten Fällen ist auch die „normale“ Form mit Übereinstimmung in Numerus und Genus möglich:

Wir sind alle Menschen.
… und fast alle waren Deutsche.
… und es waren beide harte Taler.
Wir sind beide Thüringer.

Kurzum: In Kopulasätzen mit sein können die sächlichen Formen alles und beides mit Substantiven jeglicher Art kombiniert werden. Deshalb waren die gefallenen Sterne im Märchen ganz korrekt alles harte Taler.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Gleiche Funktion, andere Wortstellung: denn ich bin / deshalb bin ich

Frage

Ich habe eine Frage zu den Konjunktionen „denn“ und „deshalb“. Die Konjunktion „denn“ leitet einen Hauptsatz ein. In der Regel steht das konjugierte Verb an zweiter Stelle.

Ich gehe schlafen, denn ich bin müde.

Mit „deshalb“ wird ebenfalls einen Hauptsatz eingeleitet. Jedoch folgt nach der Konjunktion das Verb und nicht das Personalpronomen:

Ich bin müde, deshalb gehe ich zu Bett.

Gibt es eine Erklärung, weshalb bei den genannten Konjunktionen die Syntax anders ist?

Antwort

Guten Tag Herr M.,

die beiden Wörter haben die gleiche oder eine ähnliche Funktion. Sie verbinden Sätze miteinander. Sie gehören aber nicht der gleichen Wortklasse an: denn ist eine Konjunktion, deshalb ist ein Konjunktionaladverb.

Nebenordnende Konjunktionen stehen zwischen den Teilsätzen die sie verbinden und gehören zu keinem von ihnen. Sie haben keinen Einfluss auf die Wortstellung des ihnen folgenden Hauptsatzes:

Ich gehe zu Bett.
Ich bin müde
→ Ich gehe zu Bett, denn ich bin müde.

Konjunktionaladverbien verbinden ebenfalls Sätze miteinander. Im Gegensatz zu den Konjunktionen gehören sie aber zu einem der beiden verbundenen Sätze. Wenn sie am Anfang des Satzes stehen, besetzen sie die erste Position im Satz. Unmittelbar darauf folgt dann also das Verb:

Ich bin müde.
Ich gehe zu Bett.
→ Ich bin müde, deshalb gehe ich zu Bett.

Wie andere Adverbien bzw. Adverbialbestimmungen können Konjunktionaladverbien auch im Innern des Teilsatzes stehen:

Ich bin müde.
Ich gehe zu Bett.
→ Ich bin müde; ich gehe deshalb zu Bett.

Sie können „sogar“ zusammen mit einer Konjunktion stehen:

→ Ich bin müde und deshalb gehe ich zu Bett.

Hier noch ein paar Beispiele:

Konjunktion damit:
Hilf mir bitte, damit ich mit der Arbeit fertig werde.

Konjunktionaladverb sonst:
Hilf mir bitte, sonst werde ich nicht mit der Arbeit fertig.
Hilf mir bitte, ich werde sonst nicht mit der Arbeit fertig.
Hilf mir bitte, denn sonst werde ich nicht mit der Arbeit fertig.

Konjunktion jedoch:
Es gibt also einen Unterschied, jedoch man muss ihn kennen.

Konjunktionaladverb jedoch:
Es gibt also einen Unterschied, jedoch muss man ihn kennen.
Es gibt also einen Unterschied, man muss ihn jedoch kennen.

Das letzte Beispiel zeigt, dass es auch Wörter gibt, die beide Rollen erfüllen können. Mehr zu dieser Frage finden Sie auf dieser Seite der LEO-Grammatik.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Keine zehn gebrauchte/gebrauchten(?) Apparate

Frage

Wie dekliniere ich hier richtig:

Im Jahr 2029 werden es wahrscheinlich keine 200 000 neu geschaffene/geschaffenen Sozialwohnungen sein.
Aktuell werden keine 100 gebrauchte/gebrauchten Apparate im Netz angeboten.

Antwort

Guten Tag Herr B.,

nach der gebeugten Form keine wird ein Adjektiv schwach gebeugt, das heißt, es hat dieselbe Endung wie nach z. B. dem bestimmten Artikel:

die neu geschaffenen Sozialwohnungen
keine neu geschaffenen Sozialwohnungen
die 200 000 neu geschaffenen Sozialwohnungen
keine 200 000 neu geschaffenen Sozialwohnungen

die gebrauchten Apparate
keine gebrauchten Apparate
die 100 gebrauchten Apparate
keine 100 gebrauchten Apparate

Das gilt auch, wenn keine umgangssprachlich nach einer Zahlenangabe die Bedeutung nicht, nicht einmal hat:

Im Jahr 2029 werden es wahrscheinlich keine 200 000 neu geschaffenen Sozialwohnungen sein.
= Im Jahr 2029 werden es wahrscheinlich nicht 200 000 neu geschaffene Sozialwohnungen sein.

Aktuell werden keine 100 gebrauchten Apparate im Netz angeboten.
= Aktuell werden nicht einmal 100 gebrauchte Apparate im Netz angeboten.

Da keine wie nicht (einmal) verwendet wird, kommt manchmal auch wie nach nicht die starke Beugung vor, was ich aber nicht empfehlen würde:

Im Jahr 2029 werden es wahrscheinlich keine 200 000 neu geschaffene Sozialwohnungen sein [?]

Aktuell werden keine 100 gebrauchte Apparate im Netz angeboten [?]

Aber die Umgangssprache wäre nicht die Umgangssprache, wenn Sie sich daran hielte, was jemand wie Dr. Bopp empfiehlt. Standardsprachlich „unproblematisch“ formuliert man zum Beispiel so:

Im Jahr 2029 werden es wahrscheinlich nicht 200 000 neu geschaffene Sozialwohnungen sein.
Im Jahr 2029 werden es wahrscheinlich weniger als 200 000 neu geschaffene Sozialwohnungen sein.

Aktuell werden nicht einmal hundert gebrauchte Apparate im Netz angeboten.
Aktuell werden weniger als hundert gebrauchte Apparate im Netz angeboten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Von und bis bei Wochentag und Datum: von/vom – bis/bis zum

Dieser Beitrag ist wieder einmal der Beweis dafür, dass man vor lauter Möglichkeiten und Beispielen schnell den Überblick verliert.

Frage

Fragen zum Thema Datum/Zeitangaben haben Sie sicher schon viele erhalten, doch ich habe in Ihrem Blog-Archiv nichts zu diesem Fall gefunden […]:

Wann ist „von“ und wann „vom“ richtig? Und warum kann eigentlich (z. B. laut Duden) das „zum“ eingespart werden (es wird sogar empfohlen)?

vom Montag, 1. August, bis [zum] Donnerstag, 4. August

Auch nicht so klar: „von/vom September 1914 bis [zum] November 1915“ oder ist beides denkbar?

Antwort

Guten Tag Herr F.,

bei den Datumsangaben gibt es viele Möglichkeiten. Richtig ist, was üblich und akzeptiert ist, und das ist hier vieles. Ob mit oder ohne Artikel, ob mit oder ohne zum und ob Dativ oder Akkusativ – fast alles kommt vor.

Geschrieben wird häufig wie folgt:

von Montag, 1. August, bis Donnerstag, 4. August
vom Montag, 1. August, bis Donnerstag, 4. August
vom Montag, 1. August, bis zum Donnerstag, 4. August

Vor dem Datum kann auch der Artikel verwendet werden. Nach von, vom und zum steht häufig der Dativ dem:

von Montag, dem 1. August, bis zum Donnerstag, dem 4. August
vom Montag, dem 1. August, bis zum Donnerstag, dem 4. August

Nach bis steht der Akkusativ den:

von Montag, dem 1. August, bis Donnerstag, den 4. August
vom Montag, dem 1. August, bis Donnerstag, den 4. August

Der Akkusativ ist allerdings überall möglich, auch wenn er nicht von allen gleichermaßen akzeptiert wird*:

von Montag, den 1. August, bis zum Donnerstag, den 4. August
vom Montag, den 1. August, bis zum Donnerstag, den 4. August

In der gesprochenen Sprache sind vor allem die Formulierungen mit Artikel bei der Datumsangabe üblich. Die drei ersten Beispiele werden also häufig so gesprochen wie die Beispiele oben mit Artikel:

von Montag, 1. August, bis Donnerstag, 4. August
→ von Montag, dem/den ersten August, bis Donnerstag, den vierten August

vom Montag, 1. August, bis Donnerstag, 4. August
→ vom Montag, dem/den ersten August, bis Donnerstag, den vierten August

vom Montag, 1. August, bis zum Donnerstag, 4. August
→ von Montag, dem/den ersten August, bis zum Donnerstag, dem/den vierten August

Auch bei den Monatsangaben gibt es mehr als eine Möglichkeit, ihre Anzal bleibt aber verhältnismäßig beschränkt:

vom September 1914 bis zum November 1915
von September 1914 bis November 1915
vom September 1914 bis November 1915

Mit Logik und eindeutigen Regeln kommt man hier also nicht sehr weit.

Die Beispiele oben zeigen, was alles möglich ist. Es sind aber so viele, dass sie kaum mehr wirklich informativ sind. Deshalb hier zusammenfassend:

  • von [Wochentag, Datum,] – bis [Wochentag, Datum]
  • vom [Wochentag, Datum,] – bis [Wochentag, Datum]
  • vom [Wochentag, Datum,] – bis zum [Wochentag, Datum]
  • Nach von, vom und bis zum häufig dem, aber auch den*
  • Nach bis immer den

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

* Mit dem Akkusativ handelt es sich bei der Datumsangaben nicht um einen Apposition zum Wochentag, sondern um eine eigenständigere Zeitangabe.

Des Öfteren?

Frage

Bei dem Mehrwortausdruck „des Öfteren“ hat mein Analysierer Probleme mit dem Wort „Öfteren“. Mir persönlich kam es nicht unvertraut vor, ich konnte aber auf Anhieb keine Erklärung für diese Wortform finden. […] Bei „des Weiteren“ hat mein Tool kein Problem, „Weiteren“ als substantiviertes Adjektiv im Komparativ mit der Flexionsendung „-en“ zu erkennen. Aber „oft“ ist ein Adverb und Adverbien gelten doch als unflektierbar? […]

Antwort

Guten Tag Herr H.,

die Form öfteren in des Öfteren kann wie weiteren in des Weiteren als Genitivform analysiert werden (es sind Adverbialgenitive). Bei des Öfteren handelt es sich um eine feste Wendung, die auf die Verwendung des Komparativs öfter als Adjektiv zurückgeht. Standardsprachlich ist diese Verwendung nicht mehr gebräuchlich, in der Umgangssprache kommt sie aber noch vor:

ihre öfteren Besuche
nach öfterer Wiederholung

Auch die heute nur selten vorkommende Superlativform öftesten geht auf die adjektivische Verwendung von oft bzw. öfter zurück:

die am öftesten gehörte Antwort
So tituliert er sich am liebsten und am öftesten.

Im heutigen Standarddeutschen werden oft und öfter nur als Adverbien und entsprechend ungebeugt verwendet. Die Superlativform am öftesten kommt – wie gesagt – nur selten vor. Normalerweise wird hierfür am häufigsten verwendet.

Daneben kam und kommt manchmal noch die Form öfterer (statt öfter) vor. Dieser doppelte Komparativ lässt sich dadurch erklären, dass öfter häufig nicht vergleichend, sondern verstärkend verwendet wird und dann (fast) die gleiche Bedeutung hat wie einfaches oft:

Das haben wir schon oft / öfter gehört.
Sie war oft / öfter in Talkshows zu sehen.

Zu dem so als Positiv empfundenen öfter wurde eine Komparativform öfterer und eine Superlativform öfterst gebildet.

Die Männchen schreien stärker, volltönender und öfterer als die Weibchen
und dieses ist der öfterste Fall

Diese Formen gelten standardsprachlich als nicht korrekt.

Im heutigen Standarddeutschen gibt es also nur das Adverb oft mit seiner Komparativform öfter (und dem Superlativ am häufigsten). Adjektivisch gebeugte Formen trifft man auch an, aber sie sind veraltet oder gelten als umgangssprachlich. Ausnahme: des Öfteren.

Ihr Analysierer hat wahrscheinlich deshalb Mühe mit mit der Form Öfteren, weil sie nicht nach heute geltenden Regeln gebildet wurde. Sie setzt ein Adjektiv oft voraus, das es in der heutigen Standardsprache nicht gibt.

Viel mehr zur Geschichte von oft und seinen Steigerungsformen finden Sie hier.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp